Drei Olympia-Normen bei den deutschen Meisterschaften im Straßengehen auf dem Frankfurter Messe-Gelände

  11.04.2021    Leistungssport Wettkampfsport

Das hat gepasst. Bei den deutschen Meisterschaften im Straßengehen glänzte die nationale Elite mit hervorragenden Zeiten. Auf dem zwei Kilometer langen Rundkurs auf dem Messegelände wurden gleich drei Normen für die Olympischen Spiele in Tokio geknackt. Auf dem „langen Kanten“ über 50 Kilometer setzte sich Jonathan Hilbert (LG Ohra Energie) schnell ab und ging im Alleingang zum Sieg. Mit starken 3:43:44 Stunden, dies entspricht einem Durchschnittstempo von 4:28,4 Minuten pro Kilometer, rückte der Thüringer auf den vierten Platz der Weltjahresbestenliste vor und löste hier als jetzt bester Europäer den Ukrainer Maryan Zakalnytskyy ab, der Anfang März in Antalya 3:46:28 Stunden gezeigt hatte.

„Ich habe damit gerechnet, Olympia-Norm zu gehen. Aber dass es auf den letzten Kilometern so gut lief – keine Ahnung, wo ich das hergeholt habe. Das war das Ziel, auf das ich die letzten sechs, sieben Jahre hingearbeitet habe“, freute sich der Bundeskaderathlet, den auch Nieselregen und frische Temperaturen nicht bremsen konnten. Grund zum Jubeln hatten auch die beiden nächst platzierten Geher. Nathaniel Seiler (TV Bühlertal) und Carl Dohmann (SCL Heel Baden-Baden) absolvierten die 25 Runden Seite an Seite und hatten die Tokio-Norm von 3:50 Stunden im Visier. Das Vorhaben gelang. Nach 3:48:44 bzw. 3:48:54 Stunden war es geschafft, und die beiden „Teamworker“ können nun zuversichtlich in Richtung Japan blicken. Karl Junghannß (LAC Top Team Thüringen/3:49:45 std. im Oktober 2020), der auch für die DM gemeldet war, aber nicht an den Start ging, rutschte somit aus den deutschen Top-Drei raus.

Über 20 Kilometer ließ Nils Brembach (SC Potsdam) nichts anbrennen. War hier auf den ersten Runden mit Hagen Pohle, Christopher Linke, Nils Brembach (alle Potsdam) sowie Leo Köpp (LG Nord Berlin) noch ein Quartett unterwegs, konnten sich dann Köpp und Brembach mit einer Tempoverschärfung von den Konkurrenten lösen. Auf den letzten Kilometern setzte sich der Potsdamer dann ab, sicherte sich mit 1:21:37 Stunden seinen bereits dritten DM-Titel und hakte auch den vom DLV geforderten Leistungsnachweis erfolgreich ab. Den Tokio-Richtwert (1:21:00 std.) hatte Brembach schon zuvor unterboten. Nachwuchsmann Leo Köpp (Jahrgang 1998) hatte in der neuen Bestzeit von 1:22:04 Stunden die Silbermedaille sicher, Bronze wurde mit 1:23:09 Stunden eine Beute von Christopher Linke. Der WM-Vierte von Doha ist die Norm schon gegangen, konnte in Frankfurt wegen Magenproblemen jedoch nicht sein volles Leistungspotential abrufen.

„Das waren für die Bedingungen gute Leistungen. Nils Brembach hat gut trainiert, das wussten auch die anderen. Ihm ging es hier um den Leistungsnachweis von 1:22:30 Stunden. Christopher Linke wird sich ein wenig ärgern, dass es mit dem Titel nicht geklappt hat. Aber er ist kein Kältegeher, er liebt die Wärme. „Jetzt wissen wir, wo wir stehen und der Wettkampf war sicher eine Motivationsquelle, die auch das weitere Training beeinflusst“, so Bundestrainer Ronald Weigel gegenüber dem Online-Portal leichtathletik.de.

Für Saskia Feige (SC Potsdam) war der DM-Titel reine Formsache, war sie doch auch der flachen Schleife zwischen den Messehallen als einzige Frau unterwegs. Am Ende zeigte die Stoppuhr 1:31:37 Stunden und das zweite DM-Gold war eingetütet. Die Quali für Olympia hatte die Potsdamerin (Bestzeit 1:30:40 std.) schon zuvor Jahr abgehakt. In der U23 gab es durch Jakob Johannes Schmidt (1:27:18 std.) und Johannes Frenzel (1:29:01 std.) einen Doppelsieg für die Geher-Hochburg des SC Potsdam.

Bei den Jungs der Altersklasse U18 trug sich Frederick Weigel, der Sohn des Bundestrainers, über10 Kilometer mit 46:33 Minuten in die Siegerliste ein. Auch eine Zeitstrafe (60 Sekunden) kurz vor dem Ziel konnte den 15-Jährigen Youngster nicht vom Gewinn seines ersten DM-Titels abhalten. Die Zwillinge Lena und Sina Riedel (beide ASV Erfurt) machten den Kampf um den Titel in der U20 nach 49:51 Minuten bzw. 50:20 Minuten zu einer Familienangelegenheit.

In der jüngeren U18 war über die 5 Kilometer Lena Sonntag (SC Potsdam) mit 24:09 Minuten eine Klasse für sich. Hier war auch die einzige Hessin bei den deutschen Titelkämpfen mit von der Partie. Tabea Kiefer (Jahrgang 2005) war die jüngste Starterin im Feld. Die Athletin im Trikot der Eintracht Frankfurt hatte eine tolle DM-Premiere und beendete ihren ersten Wettkampf über 5 Kilometer nach 27:58 Minuten als Vierte. „Tabea ging sehr mutig mit einem hohen Tempo den Wettkampf an und hat sich dann tapfer durchgebissen. Nach der ersten Runde musste sie dem sehr schnellen Anfangstempo etwas Tribut zollen und ging von da an auf sich alleine gestellt die verbleibenden anderthalb Runden. Wir sind mit dem Ergebnis sehr zufrieden. Die Durchgangszeit nach drei Kilometern war bereits eine halbe Minute schneller als ihre bis dahin gültige 3-Kilometer-Bestzeit“, so Coach Niklas Richter, der gemeinsam mit Jens Grünberg die Geher in Frankfurt trainiert.

erstellt von Text & Fotos: Jens Priedemuth