Starker sechster Platz im EM-Finale über 5000 Meter für Sam Parsons

  17.08.2022    HLV Leistungssport

Sam Parsons sorgte am zweiten EM-Tag für das beste Resultat aus hessischer Sicht. Der Langstreckler im Trikot von Eintracht Frankfurt gefiel über die 5000 Meter mit einem guten sechsten Platz. Als das Tempo auf dem letzten Kilometer (nochmals) verschärft wurde, ging der 28-Jährige WM-Finalist von Eugene in einer Verfolgergruppe mit und erzielte gute 13:30,38 Minuten. Das war gar nicht so weit entfernt von seiner Bestzeit (13:21,17 min.), die Sam bereits Anfang Mai in San Juan Capistrano aufstellte. 

„Ich habe vorher gesagt, dass ich mir eine Medaille wünsche. Ich wusste, dass es schwer wird. Jetzt ist es Platz sechs geworden. Der kleine, sechsjährige Sam Parsons, mein inneres Kind, wäre stolz auf mich. Im letzten Jahr war ich verletzt und wusste nicht, ob ich zurückkomme. Aber ich habe daran geglaubt und an mir gearbeitet. Ich möchte gesund bleiben und dann kann das die nächsten Jahre noch richtig schnell werden. Ich glaube, wir haben auch im Team im Cross eine gute Chance“, verriet der deutsche Vizemeister, der in Boulder (Colorado) lebt. 

Mit Davor Aaron Bienenfeld absolvierte noch ein weiterer Hesse das 5000-Meter-Finale. Am Ende stand für den Mann vom SSC Hanau-Rodenbach nach 13:45,70 Minuten ein zwanzigster Platz zu Buche. „Es war eine gute erste Erfahrung. Ich bin aber niemand, der sagt, dass ich hier bin, um Erfahrungen zu sammeln, da darf schon mehr drin sein. Ich habe mich gut verkauft und beim nächsten Mal wird es noch besser werden. Vor vier Jahren war ich im Stadion in Berlin, dass ich hier jetzt selber stehe, hätte ich damals nicht gedacht. Es war das beste Stadion-Erlebnis, dass ich je hatte. Ich gehe hier raus mit dem Wissen, dass das hier nur der Anfang war. Ich habe noch einiges vor mir“, bewertete der Student an der Uni in Eugene seinen EM-Auftritt.

An der Spitze verteidigte Weltmeister Jakob Ingebrigtsen (NOR) mit einem schnellen Schluss-Kilometer nach 13:21,13 Minuten seinen EM-Titel. Knapp hinter dem Skandinavier folgte Mohamed Katir (ESP), der dem Spurt des Favoriten aber nicht folgen konnte und dann mit 13:22,98 Minuten „Silber“ holte. Das Podium komplettierte der Italiener Yemaneberhan Crippa (13:24,83 min.).

Nur einen Tag nach seinem starken 400-Meter-Vorlauf musste Patrick Schneider (TV Wattenscheid) schon wieder ran. Der von Georg Schmidt am Frankfurter Olympia-Stützpunkt betreute Langsprinter blieb erneut unter 46 Sekunden und erkämpfte sich in 45,92 Sekunden in seinem Zwischenlauf den vierten Platz. Das reichte am Ende aber leider nicht aus, um über die „Zeit-Regel“ ins Finale zu kommen. Das letzte Tickets löste der junge Schweizer Lionel Spitz (noch U23) mit 45,56 Sekunden. 

„Ich bin zu verhalten angegangen, dann kamen die anderen von hinten schon schnell auf. Da habe ich abgefangen nachzudenken. Wenn ich da vorne mit dabei gewesen wäre, hätte ich ganz anders reagieren können. Die anderen haben einfach viel drauf, da wird jeder Fehler bestraft. Es ist schade, dass ich nicht zeigen konnte, was ich drauf habe“, ärgere sich der Deutsche Meister auf der Stadionrunde nach seinem Rennen.

Wie schon bei der WM in Oregon kam für Hammerwerferin Samantha Borutta nun auch auf europäischer Ebene das Aus im Vorkampf. Für die direkte Finalteilnahme wären stramme 72,50 Meter nötig gewesen. Eine eher unwahrscheinliche Marke für die Technikerin im Trikot von Eintracht Frankfurt, die sich in dieser Saison auf gute 72,14 Meter gesteigert hatte. Dass die Quali-Marke doch recht angesetzt war zeigt sich auch darin, dass lediglich zwei Werferinnen die 72,50 Meter kacken konnten. Die Adlerträgerin begann mit 65,51 Metern und steigerte sich dann auf ihre Tagesbestweite  67,40 Metern. Dabei blieb es dann aber. 

„Ich bin schon extrem enttäuscht. Ich habe auch eigentlich gar keine Erklärung, warum es nicht geklappt hat. Die 70 Meter waren eigentlich drin. Der Körper hat es heute irgendwie nicht gewollt. Das Gefühl vor dem Wettkampf war eigentlich richtig gut. Ich habe mich auch gefreut, in dem Stadion werfen zu dürfen. Die Atmosphäre war super, so was kommt nicht öfter, das muss man einfach mitnehmen“, so die von Michael Deyhle trainierte deutsche Meisterin. Am Ende waren es 28 Zentimeter, die Borutta fürs Finale fehlten, da sich in der späteren B-Gruppe die Athletinnen mit guten Weiten eher geizten.

Erwartungsgemäß war für Rebekka Haase (Sprintteam Wetzlar) im 100-Meter-Halbfinale Endstation. Mit 11,52 Sekunden blieb die Athletin vom Sprintteam Wetzlar klar über ihren Möglichkeiten. Das bestätigte Haase, sie war mit einer Jahresbestzeit von 11,20 Sekunden angereist, beim Interview kurz nach dem Rennen auch so.

„Ich habe es total genossen, hier im Stadion zu stehen. Gerne wäre ich schneller gerannt. Ich bin enttäuscht und traurig. Ich weiß, dass ich schneller rennen kann. Es ging heute nicht, ich weiß nicht warum. Es ist schade, aber das gehört auch dazu. Daraus muss man lernen. Auch wenn es natürlich bitter ist, wenn man im Halbfinale steht und weiß, dass man es definitiv in den Beinen hat, ins Finale zu kommen - was auch nicht selbstverständlich ist. Bei dem Fehlstart war ich kurz ein bisschen irritiert, weil ich mir sicher war, dass ich gezuckt habe. Da hatte ich dann zu viel Gedankenchaos. Das hatte ich schon ein paar Mal so gehabt. Für die Staffel gibt uns die WM-Medaille viel Selbstvertrauen. Wir haben dort auf internationalem Niveau ein unglaublich tolles Rennen abgeliefert. Ich glaube, dass wir sehr sicher sind und noch einmal alle über uns hinauswachsen können“, berichtet die 29-Jährige Psychologie-Studentin.

Für Maryse Luzolo (Königsteiner LV) war im Weitsprung-Vorkampf leider Endstation. Die deutsche Vizemeisterin schied mit für sie sicherlich enttäuschenden 6,28 Metern vorzeitig aus. Es war schnell klar, dass nach dem Bänderriss kurz vor dem geplanten Abflug ins Pre-Camp zur WM in Eugene, dann doch diverse Trainings-Einheiten fehlten. Dementsprechend kurz fiel die zielgerichtete Vorbereitung auf München aus. Das richtige Sprungtraining lief erst seit zwei Wochen. Irgendwie fehlte die nötige Sicherheit oder auch das Vertrauen, dass der Fuß hält. 

Maryse legte in der B-Gruppe mit einem Sprung auf 6,28 Meter los. Ein solider Auftakt, auf dem man aufbauen konnte. Das klappte mit einem knapp ungültigen Sprung in der zweiten Runde aber nicht. Ärgerlich, denn das Trainerteam sah den Versuch im Bereich von 6,50 Metern. Im finalen Durchgang passte es dann bei Gegenwind mit nur 6,20 Metern auch nicht richtig. Fürs letzte Finalticket wären 6,49 Metern nötig gewesen. „Ich hatte gehofft, dass der Fuß doch etwas fitter ist. Aber mir hat wohl noch ein bisschen Training gefehlt. Ich hab mir vorgenommen, ins Finale zu kommen. Ich habe die Saison mit PB von 6,71 Metern begonnen, dann kam die Verletzung, aber meine Ziele haben sich dadurch nicht verändert. Aber es hat leider nicht geklappt, ich wäre so gerne noch einmal hier vor dieser Kulisse gesprungen. Aber so ist es leider“, fasst die sympathische Sportsoldatin ihren EM-Auftritt zusammen. Weiten um die 6,50 Meter hat Luzolo in dieser Saison schon einige abgeliefert. Schade,  dass es nicht beim Saisonhöhepunkt geklappt hat. 

erstellt von Jens Priedemuth